Miguel Wolf begeisterte erneut in Synagoge Niederzissen
„Ein wunderbares, stimmungsvolles, typisch melancholisch-argentinisches Konzert in diesem wunderschönen und liebevollen Kleinod der ehem. Synagoge Niederzissen“. Das ist ein Eintrag im Gästebuch, der den Geist und die „emociónes“ des Konzertes widerspiegelt. Der Musiker Miguel Wolf, in Chile geboren und in Argentinien als Nachfahre deutscher Juden aufgewachsen, erzählte mit Konzertgitarre und Gesang und in Ichform „Toda di vida“ das ganze Leben eines leidenschaftlichen Tangomusikers.
Mit „una emoción” begann das Konzert mit einer Komposition von Raúl Kaplún, der bürgerlich Israel Kaflun hieß und dessen Familie aus Bessarabien stammte. Mit diesem Einstieg konnten die Konzertbesucher gleich tief in die Gefühlsebene des Tango eintauchen. Die Sehnsucht richtete sich immer nach Süden “El corazón al sur”, dorthin, wo er herkommt, dem Viertel, wo er geboren wurde. Diese leidenschaftliche Sehnsucht zieht sich durch das ganze Konzert, es spiegelt Träume wider, “El sueño del pibe”, wie den des Jungen auf dem Spielfeld des Fußballstadions, als er das entscheidende Tor schießt.
Und immer wieder die große Liebe, die nicht erfüllt wird “Que me van hablar de amor”, erzähle mir nichts von Liebe. Oft stellt das Schicksal ihm ein Bein, weil er so ist, wie er ist, “Si soy así“, ein dramatisches Lied, das der Künstler in Deutsch sang. Darin stößt das Herz der leidenschaftlichen Frau auf sein Herz, gleich einem Ziegelstein, ein Drama seines Lebens.
Aber auch das Geld, das immer wieder fehlt, spielt eine Rolle und wird eindrucksvoll gespielt und gesungen „Por una cabeza”.
Mit “Contame una historia” fordert er auf, ihm eine Geschichte von aufrechten Freunden und Frauen zu erzählen, die richtig lieben. Ob sie wahr ist, ist ihm egal. Es soll eine Geschichte zum Träumen sein. Aber auch die Besucher forderte Miguel Wolf auf zum rhythmischen Mitklatschen auf dem Weg zur Begegnung mit Gardel “Candombe para Gardel”, zu der es aber nicht gekommen ist. Mit dem Musikstück “Gracias a pesar de todo”, “Danke trotz allem”, der Tangokomponistin und Texterin Eladia Blázquez endete das Konzert um Träume, Jugend, Liebe, Geld, Abschied, Fußball und noch wichtigere Dinge, wie der Künstler angekündigt hatte. Die begeisterten Zuhörer bestätigten mit großem Applaus alles verstanden zu haben, auch ohne ausreichende Spanischkenntnisse.
Nach der Sommerpause ist die erste Veranstaltung mit einem Konzert des Duo BEJAMBÁ am Samstag, 23.08.2015, 19.00 Uhr. Der Eintritt beträgt 16 Euro. Reservierungen sind bereits unter Tel. 02636-6482 oder info@khv-niederzissen.de möglich.
Foto: Richard Keuler