Familie Richard Berger


Brunhilde Stürmer ist für ihr Lebenswerk die Aufarbeitung der jüdischen Geschichte Niederzissens mit dem Bundesverdienstkreuz (2019) und dem Obermayer Preis (2018) ausgezeichnet worden.

Mehr Informationen unter: http://obermayer.us/award/awardees/Stuermer-ger.htm

Ihr ist es zu verdanken, dass wir heute noch Informationen aus erster Hand haben. So u. a. von Richard Berger, dem Sohn des letzten Vorstehers der Gemeinde Karl Berger, zu dem sie in den 1970er Jahren Kontakt aufnimmt.

Richard Berger wird am 31.10.1906 in Niederzissen als fünftes Kind von Karl und Wilhelmine Berger geboren. Mit seiner Ehefrau Johanna Kahn aus Niederzissen lebt er einige Jahre in Würzburg, bevor das Paar wieder nach Niederzissen zurückkehrt. Bis 1938 leben Johanna und Richard Berger im Haus seiner Schwiegereltern gegenüber der Synagoge. Sie erleben hautnah die Schändung des Gotteshauses in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 mit. Richard Berger wird tags darauf nach Dachau deportiert. Ihm gelingt im Januar 1939 die Flucht aus Nazideutschland nach Belgien, seiner Frau Johanna nicht. Sie wird nach Polen deportiert und nach dem Krieg für tot erklärt. Mit seiner zweiten Frau Lore wandert er 1947 von Belgien in die USA aus. Bereits 1960 besucht das Ehepaar Niederzissen. 1983 kommt Lore Berger, Anlass ist die Einladung ihrer Geburtsstadt Oberhausen, mit ihrem Sohn Harvey, der eigentlich nie deutschen Boden betreten will, aber dem Wunsch seiner Mutter nachgebend, nach Niederzissen. Ihr ist es ein Anliegen, ihrem Sohn den Geburtsort seines Vaters zu zeigen. Richard Berger stirbt 1984 und seine Frau Lore ein Jahr später in den USA.

Seit seinem ersten Besuch ist Harvey Berger nun öfter in Niederzissen, nicht nur zu öffentlichen Anlässen, auch zu privaten Besuchen, mit seiner Tochter Vanessa, die zur Familiengeschichte forscht. 2012 nimmt er mit seiner ganzen Familie und seinem Freund Larrie Friedman an der Eröffnung der ehemaligen Synagoge teil. Larrie Friedman übergibt an diesem Tag ein Bronzerelief, das seine Mutter, Steffi Friedman, eine gebürtige Berliner Jüdin, angefertigt hat. Das Relief ist in der ehemaligen Toranische angebracht.


Richard Berger mit seiner ersten Frau Johanna Kahn

Richard Berger und Johanna Kahn wahrscheinlich während ihrer Hausdienerzeit in Würzburg

Richard Berger in Belgien

Richard und Lore Berger