Torarollen werden zur Aufbewahrung würdevoll verpackt. Zur Grundausstattung gehört ein Toramantel, der mit zwei Löchern für die Stäbe auf welche die Tora gerollt ist, über den gesamten Korpus gezogen wird. In der Regel besteht der Me’il aus einem wertvollen Stoff und ist mit Stickereien verziert. Zu den häufigsten Dekorationselementen zählen Kronen für das Königtum Gottes, hebräische Inschriften und Löwenpaare (Löwen sind die Symboltiere für den Stamm Juda, von dem sich das Wort Jude ableitet). 

Titel: Me’il (Toramantel)
Datierung: 18./19. Jahrhundert
Material: Broschierte Seide, bedrucktes Leinenfutter
Maße: 75 x 43 cm
Urheber: unbekannt
Auftraggeber: unbekannt

Dieser Me’il ist einer der am Aufwendigsten gestalteten Textilien der

Niederzissener Genisa. Das Seidengewebe ist über die ganze Länge mit

silbrig-goldenen broschierten Blumenranken in Jacquard-Technik verziert. Die

Mantelabschlüsse oben und unten sowie die Staböffnungen werden von

einem Seidenband eingefasst. Zentrale Dekorationselemente sind eine

dreizackige Krone aus Seidenband und die hebräischen Buchstaben Kaf

und Taf aus Silberlitze. Die beiden Buchstaben stehen für die Abkürzung der

hebräischen Wörter Keter Tora – Krone der Tora. Alle Verzierungen stehen

für die Bedeutung der Heiligen Schrift, die der Menschheit von Gott, dem

König der Welt, gegeben wurde.

Der Me’il wurde aus mindestens acht Teilen zusammengenäht, was darauf hinweist, dass für die Anfertigung kostbare Stoffreste verwendet wurden, möglicherweise von einem Brautkleid. Auch für das Futter wurde ein wertvoller Leinenstoff mit Blütendruck verarbeitet. Der Toramantel zählt zu den gut erhaltenen Textilien der Genisa.

Weiterführende Literatur:
Linda Wiesner: Der Textilfund. In: Falk Wiesemann (Hrsg.): Zeugnisse jüdischen Lebens in Niederzissen. Genisa-Funde in der ehemaligen Synagoge. Kultur- und Heimatverein Niederzissen, Niederzissen 2012.