Amulette sind auf Pergament geschriebene Texte, denen Heilungs- und Schutzfunktionen zugeschrieben werden. Allgemein sollen sie Glück bringen und vor dem Bösen bewahren und im Speziellen Neugeborene ebenso schützen wie Kranke und Unfruchtbaren Heilung bringen. Sie wurden meistens über dem Bett angebracht. Obwohl die Tora den Gebrauch von Magie verbietet, waren Amulette im jüdischen Volksglauben bis ins 20. Jahrhundert hinein sehr verbreitet. Der jüdische Volksglaube machte die Dämonin Lilith für die hohe Kindersterblichkeit verantwortlich, weshalb das Amulett in diesem Fall sowohl die Wöchnerin als auch den Säugling schützen sollte. In dem Schutztext wird der Prophet Elias als Helfer angerufen und Psalm 121 zitiert.

Titel: Amulett für die Geburt eines Kindes
Datierung: Deutschland, um 1800
Material: Druck auf Papier
Maße: 21,5 x 17,5 cm
Urheber: unbekannt
Auftraggeber: unbekannt

In der Niederzissener Genisa finden sich auch Belege für den in der Region verbreiteten Volksglauben. Einer von ihnen ist das beidseitig bedruckte Amulett. Es dient dem Schutz eines weiblichen bzw. männlichen Neugeborenen: Auf der einen Seite enthält es Schutzformeln für ein neugeborenes Mädchen. Die Darstellung einer Braut mit Brautkranz verweist auf die bevorstehende glückliche Zukunft des Mädchens als Ehefrau und Mutter. Die andere Seite des Blattes beinhaltet die Schutzformeln für einen Sohn. Es zeigt einen jungen Mann mit einem Buch, als Zeichen für seine bevorstehende Gelehrsamkeit.

Weiterführende Literatur
Piritta Kleiner: Glaubst du an den bösen Blick? Jüdische Schutzamulette. PDF-Begleitbroschüre zur gleichnamigen Ausstellung im Jüdischen Museum München 17.05.2011-15.04.2012