Buchfragment


Vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert hinein erschienen Bibelübersetzungen und rabbinische Erzählungen auf Jiddisch speziell für Frauen. Da jüdische Frauen nicht zur Toralesung in der Synagoge aufgerufen wurden, reichte die biblische Lektüre auf Jiddisch. Die heilige Sprache des Hebräischen war dem Bibelstudium der Männer vorbehalten. Illustrierte Bücher zu jüdischen Gebräuchen gehörten ebenfalls zur speziellen Erbauungsliteratur für Frauen.

Titel: Buchfragment mit Hochzeitsszene
Datierung: 18. Jahrhundert
Material: Papier gedruckt
Maße: 26,5 x 18 cm
Signatur: unbekannt
Urheber: unbekannt
Auftraggeber: unbekannt

Höchstwahrscheinlich stammt diese Seite aus einem der illustrierten jiddischen Bücher, die damals im deutschsprachigen Raum sehr verbreiteten waren. Sie dienen der Erklärung bestimmter jüdischer Gebräuche. Verwendet ist hier die zur damaligen Zeit populäre Schriftart jiddischer Druckwerke dem „Waibertaitsch“ (hochdeutsch: Weiberdeutsch) Diese nimmt Bezug auf das weibliche Zielpublikum dieser Literaturgattung, obwohl sie nachweislich auch von Männern gelesen wurde. Der Titel der Seite lautet „Freiluft [und] Schewa Brachot“, zu Deutsch: Hochzeit [und] sieben Segnungen.

Freiluft wurde unter deutschsprachigen Juden als Synonym für Hochzeit benutzt, da der Traubaldachin bei einer jüdischen Hochzeit auch im Freien stehen kann. Sieben Segnungen werden für das Hochzeitspaar im Rahmen der Trauzeremonie gesprochen.

Der Holzschnitt zeigt das Hochzeitspaar mit einer weiteren Person – vermutlich einem Rabbiner- unter einem Traubaldachin, dessen vier Stangen von vier Männern gehalten werden.

Weiterführende Literatur:
Artikel von Dovid Katz https://yivoencyclopedia.org/article.aspx/Language/Yiddish#id0eztae aus The YIVO Encyclopedia for Jews in Eastern Europe, abgerufen am 15. November 2019.