Vergangenes und alltägliches jüdisches Leben erkundet
Katholische und evangelische Besuchergruppe in ehem. Synagoge
Niederzissen. Angeregt durch den ersten Besuch im vergangenen Jahr, weilten jetzt erneut katholische Theologiestudenten aus Lantershofen in der ehemaligen Synagoge Niederzissen. Sie wurden begleitet von der Bibliothekarin des Studienhauses, Frau Boos, die auch den Besuch arrangiert hatte. Der diesjährige Schwerpunkt der Besichtigung lag in der intensiven Auseinandersetzung mit den Fakten der Ausstellung „Tagein und Tagaus“ über das Leben der ehemals großen jüdischen Gemeinde Niederzissen sowohl im alltäglichen Leben, als auch im Rahmen der religiösen Fest- und Gedenktage nach dem jüdischen Kalender. Es ist eine Besonderheit des Niederzissener Museums, dass dies durch die vom Dachboden geborgenen Funde eindrucksvoll belegt und durch Archivmaterial ergänzt wird. Mit modernen religiösen und profanen Ausstellungsstücken wird der Bogen von der Geschichte bis zum heutigen, aktuellen jüdischen Leben gespannt. So wird auch an Beispielen gezeigt, wie die Nationalsozialisten gewaltsam versuchten, alles jüdische Leben zu löschen, und wie anderseits nach dem Zweiten Weltkrieg wieder jüdisches Leben in Deutschland entstand mit heute lebendigen Gemeinden.
Zu einer ökumenischen Begegnung kam es, ganz im Sinne der Widmung der ehemaligen Synagoge als Haus der Begegnung, im zweiten Teil der Führung, als die Damen der evangelischen Frauenhilfe Adenau zu ihrem ebenfalls für diesen Tag vereinbarten Besuch eintrafen. Der Vorsitzende des Niederzissener Kultur- und Heimatvereins, Richard Keuler, erläuterte beiden Gruppen gemeinsam die lange Geschichte der jüdischen Gemeinde, bis zu deren Untergang 1942, der Zweckentfremdung ihres Gotteshaus bis hin zur geglückten Rettung des Gebäudes mit der heutigen Nutzung. Gemeinsam mit Vorstandsmitglied Gisela Reichrath konnten beide Gruppen, gemeinsam, aber auch individuell, optimal betreut werden, was dankbar aufgenommen wurde. Beide Gruppen gingen abschließend davon aus, dass es zu weiteren Besuchen, auch einzelner Teilnehmer, kommen wird.
Olbrück Rundschau 19.Oktober 2016, Seite 20