Klezmerklänge aus Köln in Synagoge Niederzissen

Klezmerklänge aus Köln in Synagoge Niederzissen

Kol Colé, ein christlich, jüdisches, muslimisches Quartett, begeisterte

Niederzissen. Es gibt nicht mehr viele Menschen, die den Holocaust selbst an Leib und Seele erlebt und auch noch überlebt haben. Einer von ihnen war jetzt in der ehemaligen Synagoge in Niederzissen zu Gast und berichtete über seine schrecklichen Erlebnisse.

So begann das Konzert mit Shalom Alechem und Shalom, dem jüdischen Friedensgruß und setzte einen ersten weltumspannenden Bogen mit einem ehem. türkischen Lied, das der als „König der jüdischen Musik“ bekannten Naftule Brandwein in den 20ziger Jahren des letzten Jahrhunderts in Amerika als KIezmerstück arrangierte.

Daniel Marsch, Akkordeon, Geige und Gesang, Bella Liebermann, Gesang und Percussion, Roman Nedzvetskyy, Klavier, und Hesen Kanjo, Zymbal, beim Konzert in der ehem. Synagoge Niederzissen. Foto: U. Popp

Daniel Marsch setzt beim nächsten Stück Akzente durch flottes Akkordeonspiel, das durch Trommelwirbel, Zymbalklang und Klavierspiel rhythmisch ergänzt wurde und die Zuhörer zum Mitwippen und Klatschen animierte. Und immer wieder drehte sich die Musik um Liebe, das Werben um die Liebste und den Liebsten, stets nach dem Motto, was ist eine Klinke ohne Tür. Sie ist völlig sinnlos, wie manche Liebelei. Nach Odessa führten die Musiker die Besucher mit dem Lied „7:40“. Damit wurden die mit dem Zug nach Odessa kommenden Arbeiter schwungvoll mit einem Orchester begrüßt und dem Hinweis, dass um 7:40 Uhr die Arbeit beginnt. Der erste Teil des Konzertes endete mit einem vom Griechen Georges Dalaras komponierten und von Bella Liebermann selbst geschriebenen jüdischen Text „Majn Mame hot gesogt zu mir“, in dem die Mutter auf die Kinder, die die Welt bereisen, wartet und eindringlich beschreibt, wie schön die Welt ist.

Der zweite Teil begann mit dem Klezmerstück „Abaton“ und dem „Weintraubenzweig“, dem Liebesbeweis, der durch das sephardische Liebeslied einfühlsam beschrieben wird. Ein Höhepunkt war das Stück über den chassidischen Rabbiner Elimelekh, der nach dem Sabbatgottesdienst dem Schriftlesen überdrüssig, seinen Gebetsmantel ablegte, feiern und tanzen will. Er war zwar nicht mehr der Jüngste, war aber temperamentvoll und sein Tanz und Gesang endete am Schluss laut und durcheinander.

Mit dem Stück „Ich habe Dich geliebt“, wechselten die Musiker zum Tango, der der jüdischen Musik sehr nahe kommt. Das Lied begann mit Nedzvetskyy am Klavier und dem Gesang von Bella Liebermann und wurde dann durch Daniel Marsch allmählich mit dem Akkordeon eindrucksvoll unterstützt. Es geht dabei immer um die Liebe. Es ist alles Übel, aber der Jüngling liebt das Mädchen und er wird am Ende unter ihrem Fenster Mandoline spielen. Das ist Tango pur, wie Daniel Marsch es ausdrückte.

Das Konzert endete zunächst mit einem musikalischen Zwiegespräch „Lass uns wieder vertragen, lass uns tanzen“. Violine und Klavier umrahmten den Gesang Bella Liebermanns, den Daniel Marsch gesanglich erwiderte. Die Besucher waren so begeistert, dass die Musiker sich zwei Zugaben und dem Hinweis von Daniel Marsch verabschiedeten, im kommenden Jahr in anderer Formation wieder zu kommen.

Richard Keuler wies auf die nächste Veranstaltung am Samstag, 02.06.2018, 19.00 Uhr, mit der Villa Musica hin. Jens Peter Maintz, Violoncello, Charlotte Chahuneau und Shira Majoni, Geige, spielen das Divertimento Es-Dur, KV 563 von Wolfgang Amadeus Mozart, das Streichtrio Opus 3 von Ludwig van Beethoven sowie das Streichtrio Opus 18 des polnisch-jüdischen Komponisten Mieczysław Weinberg. Der Eintritt beträgt 16 EUR. Einlass ab 18.30 Uhr. Kartenreservierungen beim Kultur- und Heimatverein Niederzissen e.V., Tel.: 02636-6482 oder unter info@khv-niederzissen.de.