Musikschüler sorgten für heiteren Ausklang der Ahrweiler Freiheitswochen

Niederzissen. Mit einem heiteren Schülerkonzert der Musikschule im Kreis Ahrweiler gingen die 4. Ahrweiler Freiheitswochen in der ehemaligen Synagoge Niederzissen zu Ende.

Ein mehr als symbolischer Akt, denn das Motto der Freiheitswochen lautete in diesem Jahr „Zukunft Europa“. Mit dem Konzert der Kinder und Jugendlichen zum Ausklang der Veranstaltungen setzte die junge Generation den Schlussakkord und läutete im Brohltal musikalisch die Zukunft Europas ein.

Unter den Musikschülern war viel Vorfreude, aber auch etwas Lampenfieber zu spüren. Für einige war es schließlich der erste Auftritt vor größerem Publikum. Richard Keuler, der 1. Vorsitzende des Kultur- und Heimatvereins Niederzissen e.V. wie auch Ghazel Wahisi, die 2. Vorsitzende des Fördervereins der Ahrweiler Freiheitswochen, beschränkten sich deshalb auf kurze Begrüßungsansprachen. Schließlich waren die jungen Musiker und Musikerinnen die Hauptpersonen des Tages. Und das Lampenfieber hielt sich dank der kurzen Wartezeiten auch in Grenzen.

Hausherr Richard Keuler begrüßte die kleinen und großen Gäste, auch Jürgen Schwarzmann vom Vorstand der Freiheiter war nach Niederzissen gekommen. mit einem kurzen historischen Rückblick auf die Zeit des Nationalsozialismus, in der die rege jüdische Gemeinde im Brohltal ausgelöscht und die Synagoge als Schmiede zweckentfremdet wurde. Mit sichtbarem Stolz wies er darauf hin, dass sie seit sieben Jahren in neuem Glanz erstrahlt und zu einer wichtigen Erinnerungs- und Begegnungsstätte geworden ist, ein Treffpunkt für Kultur und Lernort für Geschichte. „Gerade dieser Ort ist wie kein zweiter in unserer Verbandsgemeinde für ein solches Event wie heute im Rahmen der Freiheitswochen geeignet. Die Zusammenarbeit mit Schulen und Einrichtungen der Jugendarbeit ist ein wesentlicher Zweck dieses Hauses.“ Das insgesamt 7. Schülerkonzert der Musikschule in der ehemaligen Synagoge war gleichzeitig auch das 4. Konzert im Rahmen der Ahrweiler Freiheitswochen in der Begegnungsstätte. Was der Nationalsozialismus im Brohltal, in Deutschland, Europa und der Welt angerichtet hat, war für die jüngsten unter den Nachwuchsmusikern ziemlich weit weg. Aber dafür konnten sie ganz viel mit den Aussagen von Ghazel Wahisi, die aus Afghanistan stammt und die Schrecken der jüngeren Vergangenheit miterlebt hat, anfangen. Sie erzählte eindrucksvoll, dass in ihrer Heimat nicht nur ein Kampf um die Freiheit tobt. Auch Musik gilt den strenggläubigen Taliban als Werkzeug westlicher Dekadenz und ist in ihrem Herrschaftsbereich verboten. Dass Kinder eine Musikschule besuchen und musizieren können, ist also keine Selbstverständlichkeit. Welch eine schreckliche Vorstellung für die musikbegeisterten Mädchen und Jungen! Und natürlich für alle Musikfreunde im Publikum. Hella Wallbaum, die Leiterin der Musikschule und Organisatorin des Konzerts, leitete dann zum musikalischen Teil des Programms über. Sie stellte ihre Schülerinnen und Schüler einzeln vor und gab den Zuhörern einige Informationen über die ausgewählten Musikstücke mit. Besonders beliebt unter ihren Musikschülern: das Klavier. Madleen Linden machte den Anfang mit Werken von Bastien und Hellbach. Auch Jan Bubela, sein Bruder Sascha, Tim Cläsgens und Ariam Beck konnten zeigen, welche wunderbare musikalische Vielfalt dieses anspruchsvolle Instrument bietet. Wer beim Saxophon eher an die musikalische Moderne und Jazzmusik denkt, konnte sich am Sonntag bestätigt sehen. Timo Zubel und Felix Riehl nahmen ihre Zuhörer mit auf musikalische Ausflüge in den Blues und präsentierten bekannte Filmmusiken (Motiv aus Harry Potter). Die eher unbekannte musikalische Welt des französischen Komponisten Joseph de Boismortier (1689-1755) wurde bei Clara Ziegler lebendig. Ole Hansen, Jonas Petkovski und Alea Zubel gaben einen Einblick in die Klangwelt der Blockflöte und ließen dabei nicht nur die Glocken von Big Ben, sondern auch die Europa Melodie und My heart will go on, das Titelmotiv des Filmklassiker Titanic, erklingen. Auch die Klarinette, das feine Blasinstrument, verschaffte sich Gehör. Gabriela Will präsentierte eine schwungvolle, leichte Melodie von Tschaikowski und setzte den heiteren Schlussakkord mit dem Vogelfänger von Mozart.

Der Ausflug in die Welt der Musik zum Abschluss der 4. Ahrweiler Freiheitswochen begeisterte die Zuhörer und die jungen Musiker. Und war ein Gewinn für alle. Für die jüngsten unter ihnen war der Auftritt ein schönes Erfolgserlebnis und dürfte Ansporn für weiteres intensives Üben sein. Für die jugendlichen Musikschüler war auch dieser Auftritt Beweis dafür, dass es sich lohnt, am Ball zu bleiben. Eltern und Großeltern gingen mit der Gewissheit nach Hause, dass sich die musikalische Früherziehung lohnt und dem Nachwuchs dabei nicht nur musikalisches Taktgefühl, sondern auch soziale Kompetenz vermittelt wird.