Klezmer modern interpretiert

DUO ADAFINA gastierte in Niederzissen

Mit leisen Tönen der Marimba und gemächlich einsetzendem und sich steigerndem Akkordeon, begann das gut zweistündige Konzert des DUO‘s ADAFINA in der ehemaligen Synagoge Niederzissen und ließ die Zuhörer gleich ahnen, was sich hinter dem Name des Duos verbirgt. Adafina ist die Bezeichnung für den traditionellen Shabatteintopf der spanischsprechenden Juden. Einen solchen musikalischen Eintopf mit reichlich Gewürzen versprach auch die unkonventionelle Besetzung mit Marimba, Vibraphon und Percussion, gekonnt gespielt vom jungen Jan Köhler sowie Almut Schwab, in Niederzissen bekannt durch Klezmers Techter und Nid de Poule, mit Akkordeon, Hackbrett und Querflöte. Diese Instrumente waren die Zutaten, die in dieser Formation erstmals in Niederzissen erklangen.

Immer wieder verbanden die beiden Musiker westeuropäische Musik, wie den valse musette „Kräuter der Provence“ mit osteuropäischen Klezmerstücken. So verschmolz zum Beispiel „Rivalité“ mit einem hebräischen Dankgebet, gefühlvoll vorgetragen, im Verlauf immer schneller werdend und temperamentvoll gewürzt mit südamerikanischem Chilli, wie die beiden Musiker es zuvor angekündigt hatten. Stets durch eine Geschichte vorbereitet, wie der Traum vom blonden finnischen Mädchen Emma vor der Sauna am kalten See, startete Almut Schwab mit kalten Tönen des Akkordeons, die die Zuhörer förmlich spürten. Die Luft wurde mit  leise beginnenden und sich steigernden Marimbaschlägen erwärmt und mündete in fröhlichem, durch reichlich Alkoholkonsum beschwingtem Tanz.

Der für die Klezmermusik typische Wechsel zwischen schwermütiger und fröhlicher Musik zeigte sich besonders in der Kombination der Stücke „Dos elnte Kind“ – „das einsame Kind“- und „Wamperd Chusiddl“, dem Führen der Schwiegereltern vom Fest nach Hause. War zunächst mit gekonntem Hackbrettspiel, dunklen Marimbatönen und dem Wechsel auf Querflöte die Schwermütigkeit des einsamen Kindes zu spüren, so ging die Hochzeitsparty nach der Abwesenheit der Schwiegereltern mit der tanzenden Querflöte erst richtig los.

Ihren eigenen und besonderen Stil zur Interpretation vermeintlich unterschiedlicher Musikstile erläuterte und zeigte das Duo mit ihrer Kombination des bayrischen Volksliedes „Der dicke Gustav bläst die Tuba“ und einem jüdischen Schreittanz im ständigen Wechsel zwischen zweier und dreier Takten, was die hohe spielerische Kunst Jan Köhlers und Almut Schwabs zeigte. Aber auch klassische Töne aus der Feder von Johann Sebastian Bach verbanden sich vor der Pause mit einem glücklichen Klezmerlied, was mit großem Beifall belohnt wurde.

Auch nach der Pause setzte sich das muntere Spiel, diesmal mit südamerikanischen Tangorhythmen, fort. Almut Schwab erzählte von ihrem Besuch bei der großen jüdischen Gemeinde in Buenos Aires, aus der auch Giora Feidman stammt. Das Stück über eine jungen traurigen Zigarettenverkäufer berührte die Zuhörer genauso, wie das Lied „Terk to Amerika“, der aus der heißen anatolischen Steppenlandschaft stammenden Juden, die nach Amerika auswanderten.

Mit dem Lied „Faß mich nicht an“ und darin gekonnt versteckten berühmten „Masel tov“, -„Viel Glück“, endete das Konzert nicht ohne Zugaben, von denen die letzte den vollen Raumklang der Instrumente wiedergab und die Schwingungen des Vibraphons und des Akkordeons sich eindrucksvolle auf die Besucher des Konzertes übertrug. Mit anhaltendem Beifall bedankten sich die Zuhörer bei den Musikern und Almut Schwab gab den Dank zurück an die Organisatoren des Kultur- und Heimatvereins Niederzissen, die ihr persönlich mit der ehem. Synagoge Niederzissen ein einzigartiges Haus für Konzerte bieten, in dem sie sich wohlfühlt. Weitere Konzerte für 2020 und 2021 sind bereits vereinbart.

Zum Abschluss wies Richard Keuler auf die nächsten Veranstaltungen hin. Am Samstag, 17. August, 19.00 Uhr, gastiert Joachim Gies, Ein Magier der Klänge – Saxophone und exotische Instrumente. Der Eintritt beträgt 10 EUR.

Unter dem Titel „Jüdische Lebenswelten in Deutschland heute“ findet am 23. August um 16.00 Uhr die Eröffnung der Ausstellung statt, die bis zum 9. September samstags und sonntags von 14.00 bis 18.00 Uhr oder auf Anfrage geöffnet ist.

Am Samstag, 14. September, 19.00 Uhr, findet ein Klezmerkonzert mit dem Duo Tangoyim statt. Der Eintritt beträgt 14 EUR. Kartenreservierungen für beide Konzerte beim Kultur- und Heimatverein Niederzissen e.V., Tel.: 02636-6482 oder unter info@khv-niederzissen.de wären von Vorteil. Weitere Infos zu allen Veranstaltungen finden Sie unter www.ehem-synagoge-niederzissen.de/Veranstaltungen

 

 

Foto: Jan Köhler, Marimba, und Almut Schwab, Akkordeon, in der ehem. Synagoge Niederzissen. Foto: Kultur- und Heimatverein Niederzissen