Joachim Gies überzeugte mit Klangvielfalt in Niederzissen
Zum vierten Mal gastierte jetzt Joachim Gies in der ehemaligen Synagoge Niederzissen und bescherte den begeisterten Zuhörern mit seinem neuen Soloprogramm „Belausche die Sterne“ ein erneutes Konzerterlebnis der besonderen Art. Mit Sopranino- und Altsaxofon, diversen Klangkörpern und exotische Instrumenten entwickelten sich Schwebezustände zwischen Wachen und Schlafen, zwischen Lauschen und Tanzen. Abgerückt von der Welt des täglichen Lärmkonsums lauschte ein Großteil der Besucher mit geschlossenen Augen und völlig entspannt den Klängen und Worten des Tonkünstlers.
Der aus Bad Neuenahr stammende und in Berlin lebende Joachim Gies füllte mit seinen Klängen den ganzen Raum, der mit seiner Akustik wie geschaffen ist für Konzerte dieser Art. So folgten ihm die Konzertbesucher aufmerksam auf seinem experimentellen Weg. Wie ein Klangmagier nahm er die Zuhörer mit auf eine Suche nach zarten, unverbrauchten Klängen. Seine Saxophonmusik öffnete innere Hörräume mit aufregender Klangvielfalt. Zu dieser Vielfalt gehörte unter anderem ein Aquaphone, das 1966 von Richard Waters in Amerika entwickelt wurde. Gekonnt mit einem Geigenbogen gestrichen erzeugte der Klangkörper ungeahnte sphärische Klänge, die, wie weitere Klangkörper, darunter die Butthan, an balinesische Gamelanorchester erinnern. Zu dieser Vielfalt, teils neu entwickelter Instrumente, gehörten auch eine pakistanische, mit Ziegenfell überzogene Rahmentrommel, die, mit der Hand gestrichen, tiefe Töne erzeugte, ein Gong aus Nepal, sowie eine Trommel mit integrierten Kugeln, die ein Meeresrauschen suggerierte.
Und immer wieder die Saxofone, die in der Folge von Luft, Klang, Rhythmus die Melodie erzeugten. Es war „ein schwebender Dialog“, „ein Flug der Töne“ an „magische Orte“ mit einer besonderen „Evolution der Stille“, wie Gies einen Teil seiner gespielten Werke im Konzertprogramm beschrieb. Alle Musikstücke sind Eigenkompositionen, bei denen auch Mehrklänge des Saxofons mit zwei oder drei Tönen zugleich erklingen, die durch die besondere Griff- und Luftführung entstehen, wie es der Künstler den aufmerksamen Zuhörern zuvor erläuterte und vorspielte.
2012 erhielt Joachim Gies den Kompositionspreis der A und A Kulturstiftung, und 2015 erteilte die A und A Kulturstiftung ihm einen weiteren Kompositionsauftrag zur Vertonung von Hölderlin-Gedichten, die 2016 mit der Schauspielerin Angela Winter uraufgeführt wurden.
Gern sagte Gies zum Abschluss des Konzerts mit zwei Zugaben aus der Welt der Oper und des Jazz ein weiteres Gastspiel für Mitte 2021 in der ehemaligen Synagoge Niederzissen mit einem neuen Programm zu. Das nächste Konzert des Kultur- und Heimatvereins ist ein Klezmerkonzert am Samstag, 14. September, 19 Uhr, mit dem Duo Tangoyim. Es nimmt die Zuhörer mit auf eine musikalische Reise durch Osteuropa, über den Balkan bis hin zur versunkenen Welt des jüdischen Shtetl und weiter ins Amerika der 20er Jahre. Der Eintritt beträgt 14 Euro, Einlass ist ab 18.30 Uhr. Der Kartenvorverkauf hat bereits begonnen. Tickets und Info unter Tel. 02636/6482, E-Mail info@ khv-niederzissen.de oder www.tangoyim.de.
Bilduntertext: Joachim Gies inmitten der Vielfalt seiner Instrumente und Klangkörper beim Konzert in der ehem. Synagoge