Ausstellung in Niederzissen zeigt die vielfältigen Wurzeln der Juden in Deutschland
Mitarbeiter Hans-Willi Kempenich
Niederzissen. Die Ausstellung „Jüdische Lebenswelten in Deutschland heute“ zeigt am Beispiel zumeist junger Mitbürger, welche vielfältigen Wurzeln Menschen in Deutschland haben. Es wird dargestellt, wie unterschiedlich sie selbst damit umgehen und wie sie die Reaktionen ihrer Umwelt wahrnehmen. Die aus 19 Tafeln auf Basis von Rollup-Bannern bestehende Wanderausstellung wurde jetzt eröffnet und ist bis Montag, 9. September, in der ehemaligen Synagoge in Niederzissen zu sehen.
Inhaltlich gliedert sich die Ausstellung in eine Eröffnungstafel, 13 Personentafeln und fünf Präsentationen zur deutsch-jüdischen Geschichte. Bei der Auswahl der Protagonisten wurde darauf geachtet, die Vielfalt des jüdischen Lebens in Deutschland sichtbar zu machen. Zu Wort kommen in Deutschland Geborene, Zugezogene und solche, die für eine gewisse Zeit hier leben. Die fünf Geschichtstafeln betten die Biografien in den Kontext der fast 2000-jährigen Geschichte der Juden in Deutschland ein.
Das Projekt wurde unter anderem im Rahmen des Programms „Demokratie leben“ vom Bund gefördert. „Wir haben sie über das rheinland-pfälzische Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung und die Landeszentrale für politische Bildung nach Niederzissen holen können“, sagte Richard Keuler, Vorsitzender des Kultur- und Heimatvereins (KHV), der die Gedenk- und Erinnerungsstätte in der Niederzissener Ortsmitte bewirtschaftet.
Zur Ausstellungseröffnung konnte Keuler neben einer Reihe weiterer Gäste auch Dr. Christoph Simonis und Marina Kashdan von der jüdischen Gemeinde in Koblenz, Margit Thomas vom Kompetenznetzwerk „Demokratie leben“, Ortsbürgermeister Rolf Hans sowie Büroleiter Erich Seul von der Kreisverwaltung begrüßen. Besonders freute sich Keuler darüber, dass auch eine Reihe von Zehntklässlern der Realschule plus der Ausstellungseröffnung beiwohnte. Zwei Besuchstermine für weitere Schülergruppen seien schon vereinbart, sagte er. Ausdrücklich begrüßte er es, dass Landrat Jürgen Pföhler Weiterführenden Schulen empfohlen hat, die Ausstellung zu besuchen.
Ortsbürgermeister Hans, der zwei Tage zuvor zum Ersten Beigeordneten der Verbandsgemeinde gewählt worden war und jetzt erstmals VG-Bürgermeister Jo-hannes Bell vertrat, lobte den KHV für seine Arbeit, die durch die Ausstellung unterstützt und ergänzt werde. Dr. Simonis kam auf ein Ereignis zu sprechen, das am Tag der Ausstellungseröffnung genau 80 Jahre zurücklag: „Diejenigen, die damals diesen Vertrag geschlossen haben, hätten nicht gewollt, dass wir uns heute hier treffen“, sagte er am Jahrestag des Hitler-Stalin-Paktes.
Das sanierte Synagogengebäude bezeichnete er als kleines Juwel, als Schmuckstück. Marina Kashdan, eine in Weißrussland geborene Jüdin, schilderte in bewegenden Worten die Schicksale von Angehörigen während der Zeit des Holocaust. So hat alleine die Familie ihrer Mutter 14 Mitglieder verloren. Sie arbeitet bei der Katholischen Familienbildungsstätte in Koblenz – eine funktionierende Kooperation über Religionsgrenzen hinweg. „Ich wünsche Ihnen in der Ausstellung ganz viele Aha-Erlebnisse, damit sich alle künftig noch mehr mit dem Thema beschäftigen“, sagte abschließend dann Margit Thomas.
Mittwoch, 28. August 2019, Rhein-Zeitung Kreis Ahrweiler, Seite 19
Bilduntertext: Richard Keuler, der Vorsitzende des Kultur- und Heimatvereins, eröffnete die Ausstellung und begrüßte besonders Margit Thomas (vorne von links), Dr. Christoph Simonis, Marina Kashdan und Rolf Hans. Foto: H.W. Kempenich