Schulklassen der Brohltalschule treffen Zeitzeugin der Geschichte

Erinnerung an das Schicksal jüdischer Familien im Nationalsozialismus

Niederzissen, 25.3.2025.  Ein bewegendes Ereignis fand am Dienstag, den 25. März, in der ehemaligen Synagoge in Niederzissen statt: Die Schülerinnen und Schüler der beiden 10. Klassen der Brohltalschule hatten die Gelegenheit, mit einer Zeitzeugin zu sprechen, die die Geschichte ihrer Familie aus erster Hand kennt. Organisiert wurde das Treffen von Frau Decker und Herrn Keuler vom örtlichen Kultur- und Heimatverein. Sie ermöglichten es den Jugendlichen, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen und von einer Lebensgeschichte zu erfahren, die weit über die Grenzen der Region hinausgeht.

Jean Begue ist die Tochter eines jüdischen Ehepaars aus Oberzissen, das in den 1920er Jahren in die Vereinigten Staaten emigrierte. Begue, die in Chicago lebt und aufgewachsen ist, war zusammen mit einer Freundin nach Niederzissen gekommen, um den Spuren ihrer Vergangenheit nachzugehen. Dadurch nahm sie auch die Schülerinnen und Schülern auf eine Zeitreise durch ihre Familiengeschichte mit. Ihre Erzählungen gaben den Jugendlichen einen lebendigen Einblick in die Schrecken der NS-Zeit und die schicksalhaften Entscheidungen, die jüdische Familien treffen mussten.

Die Schülerinnen und Schüler hörten aufmerksam zu und zeigten sich tief betroffen von den persönlichen Schicksalen, die Jean Begue erzählte. Sie betonte, dass es wichtig sei junge Menschen darauf aufmerksam zu machen, dass Geschichte nicht nur aus Fakten und Zahlen besteht, sondern auch aus den Geschichten der Menschen, die betroffen waren. Nur so könne man den Ernst der Vergangenheit begreifen und die Lehren daraus ziehen.

Die ehemalige Synagoge in Niederzissen, die heute als Erinnerungsort für die jüdische Geschichte der Region dient, war der passende Rahmen für dieses Zusammentreffen. Hier, in unmittelbarer Nähe zu den Orten, an denen Jean Begues Familie einst lebte, konnten die Schülerinnen und Schüler die Vergangenheit auf eine sehr persönliche Weise erleben.

Das Treffen mit Jean Begue verdeutlichte einmal mehr, wie wichtig es ist, das Gedächtnis an die Opfer des Nationalsozialismus lebendig zu halten und durch direkte Begegnungen mit Zeugen der Vergangenheit die jüngeren Generationen für die Verantwortung der Gegenwart zu sensibilisieren. Die Schülerinnen und Schüler der Brohltalschule nahmen viele Eindrücke mit auf den Weg – Eindrücke, die nicht nur die Geschichte bewahren, sondern auch zu einer starken Mahnung für die Zukunft werden.

Bianca Schreiber

Foto: Henriette Cooper, Jean Begue (2. von links) und Brigitte Decker beim Gespräch mit den Schülern. Foto: Richard Keuler