Eindrucksvolle Veranstaltung in der ehem. Synagoge Niederzissen
Niederzissen. Fasziniert und vom Erlebten tief beeindruckt zeigten sich die Besucher vom erstmals in Niederzissen gastierenden Bewegtbildtheaters mit Martina Roth und Johannes Conen aus Trier. Das eindrucksvolle Zusammenspiel, die Vermischung von Schauspiel, filmischen Szenen, Rezitation, Gesang und musikalischer Begleitung mit der Gitarre zog die Zuhörer, die zugleich auch Zuschauer waren in ihren Bann.
Die Schauspielerin Martina Roth, die an renommierten Theatern Deutschlands arbeitete, trug gesprochen und gesungen Gedichte der beiden jüdischen Lyrikerinnen Selma Meerbaum-Eisinger und der Nobelpreisträgerin Nelly Sachs vor. Die musikalische Begleitung durch ihren Mann, Prof. Johannes Conen, unterstrich die schauspielerische Leistung durch das dezente unaufdringliche Gitarrenspiel.
Die Art des Vortrags der Texte der 1970 verstorbenen Nelly Sachs, sowie der 1942, als 18-Jährige im Lager Michailowska, gestorbenen Selma Meerbaum-Eisinger ging unter die Haut. Die junge an Flecktyphus gestorbene Frau stammte aus Czernowitz, der ehem. Hauptstadt der Bukowina und war bereits mit 15 Jahren eine Dichterin. Was von ihrem kurzen Leben blieb, sind die im selbst gebundenen Album „Blütenlese“ enthaltenen 57 handgeschriebenen Gedichte. Die in Berlin geborene Nelly Sachs konnte 1940 in letzten Moment, der Abtransport in ein Lager war bereits beschlossen, mit einem Flugzeug nach Stockholm fliehen. Ihre Erlebnisse als 17-Jährige, der unerfüllten Liebe zu einem nichtjüdischen Mann, der bis heute unbekannt ist, haben ihr Leben, ihr Werk geprägt. „Daraus ist meine ganze Dichtung erwachsen“.
Martina Roth, eine zierliche Frau, verkörperte mit eindrucksvollem, das Publikum einbeziehendem Blick, die Hände- und Körpersprache gezielt einsetzend, die Welt der beiden jüdischen Frauen, ihre Träume, Ängste und Vorahnungen auf eindrucksvolle Weise. Die über der Darstellerin auf der Leinwand parallel zum Vortrag laufenden filmischen Sequenzen ergänzten und unterstützten die schauspielerische und musikalische Leistung nachhaltig.
Der nach 75 Minuten aufgrund der Betroffenheit mit etwas Verzögerung einsetzende Beifall belohnte die beiden Akteure mit großer Herzlichkeit. Mit den Worten „Sie haben uns heute um ein tolles Erlebnis reicher gemacht“ dankte Richard Keuler, der Vorsitzende des veranstaltenden Niederzissener Kultur- und Heimatvereins, Martina Roth und Johannes Conen. Er unterstrich dabei, dass diese Veranstaltung einmal mehr dem Anspruch und dem Auftrag entsprach, die ehem. Synagoge, neben der Nutzung als Erinnerungsstätte, mit niveauvollem kulturellem Leben zu füllen, was nach dem derzeitigen Stand der bereits feststehenden Events auch im kommenden Jahr der Fall sein wird.
Foto: Eindrucksvoll trägt Martina Roth in der ehem. Synagoge Niederzissens die Gedichte von Selma Meerbaum-Eisinger und Nelly Sachs begleitet durch das Gitarrenspiel Johannes Conens (im Hintergrund) vor.