Kapitel 2:
Tagesgespräch


„Tagesgespräch“ erzählt die Geschichte der ehemaligen Synagoge Niederzissen. Das 1841 eingeweihte Gotteshaus ist fast 100 Jahre lang bis zu seiner Schändung in der Reichspogromnacht im November 1938 in Betrieb. Nach dem staatlich erzwungenen Verkauf wird das Gebäude bis in die 1990er Jahre als Schmiede genutzt. Einen historischen Wendepunkt stellt das Jahr 2007 dar, als sich die Ortsgemeinde Niederzissen für den Ankauf der ehemaligen Synagoge interessiert, um diese als Erinnerungs- und Begegnungsstätte mit Veranstaltungs- und Ausstellungsraum zu nutzen. Treibende Kraft ist der 2007 gegründete Kultur– und Heimatverein sowie eine kleine, von Politik und Verein unabhängige Bürgerinitiative. Aus dieser Bürgerinitiative entwickelt sich im Jahr der Einweihung 2012 ein Förderverein für die ehemalige Synagoge. Im Zuge der Renovierungsarbeiten wird eine sogenannte Genisa auf dem Dachboden der Synagoge geborgen, die bereits zuvor in Teilen bekannt war. Genisa bezeichnet eine verborgene Sammlung heiliger Schriften, die den Gottesnamen enthalten und unbrauchbar gewordener Ritualgegenstände. Zu den Fundstücken gehören Toramäntel (Me’ilim), Gebetsriemen (Tefillin), Gebetbücher für wochentags (Siddurim) und feiertags (Machsorim), Pessacherzählungen (Haggadot) und ein Widderhorn (Schofar), aber auch Geschäftsbücher, Familienkorrespondenz und Verträge vor allem aus dem Viehhandel. In der 2014 überarbeiteten Dauerausstellung in der ehemaligen Synagoge Niederzissen werden ausgewählte Stücke von dem Dachbodenfund gezeigt. Der virtuelle Rundgang präsentiert aus der Genisa neben den Objekten der Dauerausstellung in einem Schaudepot besondere Objekte.