Kol Colé, ein christlich-jüdisches-muslimisches Quartett aus Köln, begeisterte das Publikum mit seinem Konzert
Niederzissen. Ein begeisterndes Konzert hat die Musikgruppe Kol Colé – Klang aus Köln in der Pfarrkirche Niederzissen gegeben. Nach 21 Monaten Pause war es das erste Konzert, das der Kultur- und Heimatverein veranstaltete. Darüber freuten sich auch Richard Keuler und Gisela Reichrath, die mit der Pfarrgemeinde das Ausweichen in die Kirche geklärt hatten. Denn nach den geltenden Corona-Bestimmungen war eine Durchführung in der ehemaligen Synagoge nicht möglich.
Richard Keuler wünschte allen Besuchern, dass das Konzert nicht nur Abwechslung und Entspannung bringen möge, sondern angesichts der schlimmen Ereignisse an der Ahr und der langen Coronapause auch dabei hilft, durch gute Kultur wieder aufzutanken. Das Konzert begann mit einem hebräischen Gebet und ging über in einen schnellen Tanz, der zwar langsam begann, sich dann aber steigerte und ein erstes Mal zum Mitklatschen animierte.
Bandleaderin Bella Liebermann moderierte das Konzert stimmungsvoll und trug mit verschiedenen Instrumenten und besonders durch ihren Gesang zum Vergnügen der Zuhörer bei. Akkordeonvirtuose Daniel Marsch erläuterte bei einer musikalischen Reise um die Welt die chassidischen Einflüsse der Musik am Beispiel des gespielten Psalms 34 „Unter Gottes Schutz“, wobei das Zimbal, gespielt vom Kurden Hesen Kanjo, als Führungsinstrument diente. Seit zwei Jahren ist Kanjo Teil des Ensembles.
Die sephardische Musik mit arabischen Einflüssen des spanischen Judentums vor der Vertreibung 1792 hat Geiger Igor Mazritsky in seine Kompositionen wie der „spanischen Nacht“ einfließen lassen. Gerade dieses Werk mit gefühlvollem Geigensolo, Zimbalbegleitung, dem sich nach und nach das Akkordeon anschloss, zeugte von großem Können der vier Interpreten und den gekonnten Arrangements Mazritskys. Auch die lebhaftere aschkenasische Musik der osteuropäischen Juden verarbeitete er in seinen Kompositionen, die einige Konzertbesucher freudig zum Tanz animierten.
Wenn auch die Größe der Kirche im Gegensatz zur ehemaligen Synagoge das Verstehen der Texte schmälerte, so war das Konzert von hoher Qualität und ließ die Zuhörer eintauchen in jüdische Volksmusik, geprägt durch regionale Folklore der einzelnen Länder, in denen die Juden einst lebten. Die regionalen Kulturen fanden Widerhall in der Musik, die das Ensemble Kol Colé von osteuropäischer Folklore hin zu Klezmerstücken weiter zur Moderne, zu jüdischen Chansons und Tangomelodien präsentierte.
Zum Abschluss dankte Richard Keuler den Musikern, der Kirchengemeinde und vor allem den Besuchern für ihr Kommen und wies gleichzeitig auf das nächste Konzert am 19. September, 17 Uhr, mit dem Duo Adafina hin.
Bilduntertext: Das Ensemble Kol Colé präsentierte in Niederzissen Musik von osteuropäischer Folklore hin zu Klezmerstücken, weiter zur Moderne, zu jüdischen Chansons und Tangomelodien. Foto: Kultur- und Heimatverein
Rhein-Zeitung Kreis Ahrweiler, Montag, 30. August 2021, Seite 27