Klangkünstler entführt in sphärische Welten

Joachim Gies erneut in ehemaliger Synagoge Niederzissen zu Gast

Von Hans-Willi Kempenich

Niederzissen. Zum fünften Mal gastierte der Musiker Joachim Gies in der ehemaligen Synagoge Niederzissen, und wieder bescherte er den Zuhörern mit seinem Soloprogramm „Im Flug der Töne“ ein Konzerterlebnis der besonderen Art. Mit Sopran- und Altsaxofon, diversen Klangkörpern und exotischen Instrumenten entführte er die Besucher in Schwebezustände zwischen Wachen und Schlafen, zwischen Lauschen und Tanzen – eine außergewöhnliche Reise in neue Klangwelten.

Der aus Bad Neuenahr stammende und in Berlin lebende Künstler füllte mit seinen Klängen in besonderer Weise den Synagogenraum, der mit seiner Akustik wie geschaffen scheint für Konzerte dieser Art. Neben seinen Saxofonen spielte Gies eine Vielzahl von Instrumenten wie Melodica oder Mundharmonika und öffnete Hörräume mit aufregender Klangvielfalt. Außergewöhnlich ist auch ein Waterphone, das 1967 in Amerika entwickelt wurde. Gekonnt mit einem Geigenbogen gestrichen, entweichen ihm ungeahnte sphärische Klänge.

Zur Vielfalt teils neu entwickelter Instrumente gehört bei Gies auch eine mit Ziegenfell überzogene pakistanische Rahmentrommel, die, mit der Hand gestrichen, tiefe Töne produziert. Weiterhin ein Gong aus Nepal, eine Trommel mit integrierten Kugeln, die ein Meeresrauschen suggeriert, sowie – ganz neu im Repertoire – eine Klangschale aus Japan.

Und immer wieder die Saxofone, die in der Folge von Luft, Klang, Rhythmus die Melodie vorgeben. Es war ein schwebender Dialog, ein Flug der Töne an magische Orte mit einer besonderen Evolution der Stille, wie Gies einen Teil seiner Werke im Konzertprogramm beschreibt. Alle Musikstücke sind Eigenkompositionen, bei denen auch Mehrklänge des Saxofons mit zwei oder drei Tönen zugleich zu vernehmen sind. Sie entstehen durch die besondere Griff- und Luftführung, wie es der Künstler den aufmerksamen Zuhörern erläuterte und vorspielte.

2012 erhielt Joachim Gies den Kompositionspreis der A und A Kulturstiftung, die ihm 2015 einen weiteren Kompositionsauftrag zur Vertonung von Hölderlin-Gedichten erteilte, die 2016 mit der Schauspielerin Angela Winter uraufgeführt wurden. Gies gestaltete Musik zu mehreren Filmen von Betina Kuntzsch. Der Animationsfilm „Halmaspiel“ wurde im TV auf Arte gezeigt, „Loïe Fuller – Die elektrische Fee“ erhielt 2022 das Prädikat „besonders wertvoll“.

Bilduntertext: Joachim Gies nahm die Konzertbesucher in der ehemaligen Synagoge mit auf eine Reise in außergewöhnliche Klangwelten. Foto: Hans-Willi Kempenich

Samstag, 10. September 2022, Rhein-Zeitung Kreis Ahrweiler, Seite 19