Gemälde, die aufs Auge und auch auf die Seele wirken

„Farbenspiel nach der Flut“: Klothilde Ackermann stellt ihre Werke aus

Von Hans-Willi Kempenich

Niederzissen. Der Entstehung der Gemälde, die jetzt in der ehemaligen Synagoge in Niederzissen zu sehen sind, liegen ganz besondere Beweggründe zugrunde. „Farbenspiel nach der Flut“ hat Klothilde Ackermann ihre Ausstellung überschrieben. Warum? Weil sie selbst als Einwohnerin von Bad Neuenahr von der Flutkatastrophe an der Ahr schwer betroffen war und dabei viel verloren hat.

Dass ihr künstlerisches Schaffen nicht gänzlich in der Flut versank, hat Klothilde Ackermann dem Umstand zu verdanken, dass ein Teil ihrer Gemälde damals in der Ehrenwallschen Klinik ausgestellt war und dort knapp vom Wasser verschont wurde. Zudem befanden sich ihre Kunstwerkzeuge und Farben wegen eines auswärtigen Workshops ebenfalls nicht im überschwemmten Zuhause.

Dennoch: „Die Flut hat alles zerstört und das Ahrtal als auch die Seelen der Menschen dort Grau in Grau zurückgelassen. Du gibst dem Leben in deinen Werken wieder Farbe. Dein künstlerisches Schaffen, das Malen, das Gestalten von Kollagen mit den unterschiedlichsten Materialien wurde in der Zeit nach der Flut für dich in ganz besonderer Weise zum Balsam für deine Seele“, sagte Theresia Lindener, eine Freundin der Künstlerin, bei der Vernissage. „Deine Begeisterung für Farben, Formen, Materialien und Oberflächen und deren Zusammenspiel – diese Begeisterung konnte die Flut dir nicht nehmen. Und diese Begeisterung finden wir hier in dieser Ausstellung in den verschiedenen großformatigen und abstrakten Bildern in kräftigen Farben wieder.“

In der Tat sind es die Farbkontraste und die Kombination der Materialien, die Klothilde Ackermann faszinieren und die auch die Betrachter ihrer Werke packen. Die Bilder leben von viel und wenig, von kalt und warm, von leuchtend und trüb. Sie wirken nicht nur aufs Auge, sondern vor allem auch auf die Seele.

Ihre künstlerische Arbeit begann Klothilde Ackermann 1997 zunächst mit Aquarell- und Pastellmalerei. Später entdeckte sie die Acryltechnik mit ihren vielfältigen Möglichkeiten für sich. Inspiration findet sie auf langen Wanderungen. Die Farbvielfalt und Farbharmonie der Natur sind ihre Lehrmeister. „Dem, was ich sehe, was ich empfinde, was mich emotional berührt, was mich begeistert, kann ich in meinen Bildern Ausdruck verleihen“, sagt sie. In der Kunst habe sie sich gerade in der Zeit nach der Flut mit ihren Gefühlen und Gemütsbewegungen auseinandergesetzt, die so zu einem Mittel wurde, die katastrophalen Erlebnisse zu verarbeiten.

„Die Ausstellung heute zeigt einmal mehr, dass Aufgeben keine Option ist“, bekräftigte Richard Keuler, der Vorsitzende des Niederzissener Kultur- und Heimatvereins, der zusammen mit seiner Ehefrau Gisela Reichrath seit zehn Jahren für vortreffliche Veranstaltungsreihen in der ehemaligen Synagoge verantwortlich zeichnet. Auf den hohen Wert dieser Arbeit für Niederzissen und das Brohltal wies Ortsbürgermeister Rolf Hans in seinem Grußwort hin, der Klothilde Ackermann zum dritten Mal als Ausstellerin in der ehemaligen Synagoge begrüßen konnte.

Bilduntertext: Zum dritten Mal stellt Klothilde Ackermann (2. von links) in der ehemaligen Synagoge in Niederzissen aus. Theresia Lindener sowie Rolf Hans und Richard Keuler (von rechts) freuen sich mit der Künstlerin. Foto: Hans-Willi Kempenich

Mittwoch, 14. September 2022, Rhein-Zeitung Kreis Ahrweiler, Seite 23