Kol Colé und ukrainische Musikerinnen begeistern in Niederzissen
Der Eintrag „Herzlichen Dank für das emotionale und musikalische Feuerwerk“ im Gästebuch der ehemaligen Synagoge Niederzissen beschreibt die Empfindungen aller Besucher beim ausverkauften Konzert des Kölner Klezmerensembles Kol Colé mit Bella Liebermann, Gesang und Rhythmus, Igor Mazritsky, Geige, Daniel Marsch, Akkordeon und Gesang und den wegen des Krieges aus der Ukraine geflüchteten Musikerinnen Karyna Serdiuk, Gesang und Kateryna Kashuba, Klavier. Die Konzertbesucher konnten erleben, wie die Zusammenarbeit der fünf Musikerinnen und Musiker auf dem Projekt „Angekommen“ basiert, mit dem sich ukrainische Geflüchtete, Kinder, Jugendliche und deren Eltern, über die gemeinsame Sprache, da einige Mitglieder von Kol Colé selbst aus der Ukraine und Ländern der ehem. UdSSR kommen, aber vor allem durch die grenzüberschreitende Musik, integrieren und mit allen gemeinsam Musik machen.
Dazu diente auch das Konzert in Niederzissen, das erstmals im Rahmen des Kultursommers Rheinland-Pfalz in der ehem. Synagoge stattfand und zu einem Feuerwerk der Klezmermusik wurde. Mal melancholisch, wie beim jüdischen Tango, der letzten Komposition des in die USA emigrierten Komponisten Friedrich Schwarz „Ich hab kein Heimatland – Ich habe nichts auf dieser Welt, ich zieh von Land zu Land“, das Bella Liebermann gefühlvoll vortrug und dann wieder vehement zum schnellen Kreistanz „Kolomejka“ wechselte. Und immer wieder ging es um Liebe und Schmerz, wie bei der Frage eines jungen Burschen in dem gemeinsam von Marsch, Liebermann und Serdiuk gesungenen Lied „Tumbalalaika“, wen soll er erwählen und steht und steht und denkt und denkt und steht und hat keine Lösung. So auch im jiddischen Lied „A Nakht in Gan Eden – Eine Nacht im Garten Eden“.
Sein exzellentes Können als Geiger zeigt Igor Mazritsky einmal mehr beim Hochzeitstanz aus Odessa, seiner Heimatstadt, die zurzeit stark unter dem Krieg leidet. Manches Auge, besonders der ukrainischen Konzertbesucher, wurde feucht beim ukrainischen Volkslied „Hey Sokoly“, das Karyna Serdiuk eindrucksvoll vortrug und von den ukrainischen Besuchern mitgesungen wurde. Bei allen dargebotenen Musikstücken hatte das Klavier, mal volltonig, dann wieder dezent leise und meisterhaft von Kateryna Kashuba bespielt, eine tragende Rolle, eine in der Kombination mit Geige, Akkordeon und Gesang eher selten vorgetragene Klezmermusik, die ursprünglich zur Begleitung von Hochzeiten und fröhlichen religiösen Konzerten ohne Klavier gespielt wurde.
Begeistert applaudierten die Konzertbesucher bei jedem Musikstück und stimmten den Dankeswortes Richard Keulers zu, dass diese Musik, die gesungen Texte und mit dem Projekt „Angekommen“ genau in die ehem. Synagoge Niederzissen passt, die wie kein anderes Haus für Versöhnung, Verständigung und Toleranz steht.
Bilduntertext: Die Musiker von links nach rechts: Igor Mazritsky, Daniel Marsch, Bella Liebermann, Karyna Serdiuk und Kateryna Kashuba. Foto: Hans Stroeter