Lesung zum Leben und Werk Ernst Loebs

Finissage der Ausstellung „Holocaust und Fremdenhass“  in Synagoge Niederzissen

 Vor vollem Haus endete jetzt im Rahmen einer Finissage die Ausstellung „Holocaust und Fremdenhass“ der aus der Region stammenden Künstler Jürgen Mohr und Hans Josef Schmitz. In einer interessanten und emotionalen Veranstaltung, zu der Niederzissener Kultur- und Heimatverein in die ehem. Synagoge eingeladen hatte, stellten Petra Löcherbach und Wolfgang Redwanz, beide aus Andernach, das Leben und Werk Ernst Loebs vor. Sie zitierten aus Briefen und trugen Gedichte vor, die zutiefst seine humanistische Lebenseinstellung, seine tiefe Abneigung gegen Rassismus jeglicher Art und die lebenslange Suche nach Heimat widerspiegeln. Geb.1914 in Andernach hat er früh verstanden, dass er als Jude und Sozialist in Nazi-Deutschland keine Zukunft habe. Ein Spottgedicht auf eine Lehrperson und eine frühe Verhaftung Anfang März 1933 wegen seiner Tätigkeit in der Sozialistischen Arbeiterjugend haben ihm die Entlassung aus dem Gymnasium eingebracht. So emigrierte er 1936 nach Palästina und 1938 in die USA. Da 1950 sein Versuch, in Deutschland beruflich Fuß zu fassen, scheiterte, studierte er in den USA Germanistik, promovierte und wurde Prof. für neuere deutsche Literatur, zunächst in den USA und später in Kingston in Kanada, wo er 1985 auch mit dem Großen Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet wurde.

Als Überlebender des Holocaust, Brückenbauer und Versöhner kehrte Ernst Loeb seit 1966 regelmäßig, fast jährlich, nach Andernach zurück. Seine Ziele bleiben Brückenschlag, Versöhnung und Völkerverständigung. Kurz vor seinem Tod 1987 übergab er der Stadt Andernach sein Gedicht „An meine Vaterstadt“, das er bereits 1952 geschrieben hatte.

Landrätin Cornelia Weigand erinnerte in einem Grußwort an den Holocaustgedenktag, der am 27. Januar 2024 begangen wird und betonte, dass das Wachhalten der Erinnerung und das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus hoch aktuell sei, was auch die Demonstrationen gegen Rechtextremismus im Kreis Ahrweiler eindrucksvoll zeigen.

Vorsitzender Richard Keuler wies darauf hin, dass die ehem. Synagoge Niederzissen als Haus der Geschichte, des Lehrens und Lernens, der Begegnung und Erinnerung sich diesen aktuellen Fragen stellt. Deshalb bietet der Verein auch weiterhin Veranstaltungen dieser Art an, wie das Konzert „Orient meets Okzident“ am 10. März mit dem aus Persien geflüchteten Musiker Omid Bahadori, der in Deutschland eine neue Heimat gefunden hat.

Bilduntertext: Landrätin Cornelia Weigand (2. v. re) freute sich mit den Vortragenden Petra Löcherbach (li.), Wolfgang Redwanz (re.), Richard Keuler und Beigeordnetem Nico Degen über die hervorragende Veranstaltung in der ehem. Synagoge Niederzissen. Foto: Gisela Reichrath