Museum in Ehemaliger Synagoge rückt näher
Versammlung Dauerausstellung soll Geschichte des Gebäudes und des jüdischen Lebens dokumentieren
Hans-Willi Kempenich
Niederzissen. In der vor zwei Jahren als Erinnerungs- und Begegnungsstätte eröffneten ehemaligen Synagoge soll ein Museum eingerichtet werden, das in einer Dauerausstellung die Geschichte des Gebäudes und des jüdischen Lebens in Niederzissen dokumentiert. Die Finanzierung des 53 000 Euro teuren Vorhabens übernimmt der Verein zur Förderung des Kulturgutes ehemalige Synagoge Niederzissen. Bei dessen Jahreshauptversammlung wurden nun die Pläne vorgestellt.
Das Gestaltungskonzept für das Museum war bei einer Agentur für jüdische Kultur in Auftrag gegeben worden, wie der Zweite Vorsitzende Reinhard Wolff erklärte. Danach soll ab Oktober unter dem Titel „Tagaus tagein“ das jüdische Leben in Niederzissen dargestellt werden. Die Gliederung erfolgt in den Themeneinheiten „Alltag“, „Werktag“, „Festtag/Gedenktag/Todestag“, „Anderntags“ und „Heutzutage“. Aus dem Rahmen fällt dabei ganz offensichtlich der Begriff „Anderntags“ – und das soll er auch. Denn in diesem Museumsbereich wird der Holocaust dokumentiert, der auch vor dem jüdischen Leben in Niederzissen nicht haltmachte.
Eng eingebunden in das Projekt ist Dr. Andreas Lehnhardt, Professor für Judaistik an der Universität Mainz, der zurzeit die Genisafunde vom Dachboden der Synagoge sichtet und wissenschaftlich aufarbeitet. Als Glücksfall erwies sich die Tatsache, dass der Forscher den vorgesehenen Zuschuss des Fördervereins für seine Arbeit nicht abrufen musste, weil die Mittel von anderer Seite zur Verfügung gestellt wurden. Die einzigartigen Fundstücke hatten bundesweite Beachtung gefunden und sollen im Wechsel die Kernstücke des Museums sein.
„Zielgruppen für die Ausstellung sind Schüler der weiterführenden Schulen und Tagestouristen. Tafeltexte und Objekterklärungen werden in leicht verständlicher Sprache gehalten, unter Verwendung der gebräuchlichen hebräischen Ausdrücke. Für Lehrer wollen wir Vor- und Nachbereitungsmaterial zur Verfügung stellen, das dann auch elektronisch abrufbar sein wird“, berichtete Reinhard Wolff.
Über das abgelaufene Vereinsjahr informierte der Erste Vorsitzende Norbert Wagner. Derzeit unterstützen 39 Einzelpersonen und 12 Firmen durch ihre Mitgliedschaft das Förderprojekt. Das seien noch bescheidene Zahlen, aber man sei froh, dass sie sich weiterentwickeln, sagte Wagner. Alleine mit den Mitgliedsbeiträgen seien die hohen Vereinsziele nämlich nicht zu realisieren. Folglich ist man auf Spenden und Zuschüsse angewiesen. Die fließen auch, sodass die Hälfte des Investitionsbedarfs für das Museum schon zusammengekommen ist. Darüber hinaus konnten im Vorjahr 10 000 Euro für die Gestaltung der Außenanlagen an die Gemeinde überwiesen werden.
Wagner lobte „die gute und reibungslose Zusammenarbeit mit dem Kultur- und Heimatverein“, der die Gedenkstätte bewirtschaftet. Dem Kassenbericht von Gisela Reichrath zufolge machten im vergangenen Jahr Spenden in Höhe von 9000 Euro den Großteil der Vereinseinnahmen aus. Günter Fuchshofen hatte zusammen mit Nadine Bell die Kasse geprüft und keinen Grund für Beanstandungen gefunden. Im kommenden Jahr wird Fuchshofen die Kasse zusammen mit Hans Ströter prüfen.
Rhein Zeitung Bad Neuenahr-Ahrweiler vom Montag, 31. März 2014, Seite 14
Foto: Die beiden Vorsitzenden des Fördervereins, Norbert Wagner (links) und Reinhard Wolff. Foto: Kempenich