Erinnern für die Zukunft in Niederzissen und landesweit

Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten und Erinnerungsinitiativen zur NS-Zeit in Rheinland-Pfalz 20 Jahre jung

Auf der 11. Informationstagung zur Gedenkarbeit in Rheinland-Pfalz der Landeszentrale für Politische Bildung in Mainz gründete sich am 01.04..2001 im  Landtag die Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten und Erinnerungsinitiativen zur NS-Zeit (LAG). 19 Gruppen, Einzelpersonen, Initiativen und Vereine, die lokal oder regional Erinnerungsarbeit leisten, schlossen sich zu diesem Netzwerk  zusammen. 17–köpfig ist der Sprecherrat ( Vorstand ), dessen Vorsitzender seit 2001 Dieter Burgard ist. 2018 trat der Kultur- und Heimatverein Niederzissen e.V. mit der ehemaligen Synagoge als Gedenkstätte der Arbeitsgemeinschaft bei. 2019 wurde dessen Vorsitzender Richard Keuler einer der 17 Sprecher und vertritt seither die Region Ahr/Eifel in der LAG.

Nun am 1.April 2021 sind es 78 Institutionen, die hier zusammen arbeiten, was auch Beispiel für andere Bundesländer ist. Mitglieder sind neben den Gedenkstätten auch das Haus des Erinnerns in Mainz, Universitäten, Landesverbände von Opfergruppen, jüdische und christliche Einrichtungen,  das Landeskrankenhaus, kommunale Institutionen bis hin zu kleineren Initiativen.  Auf Bundesebene besteht seit 2021 ein Forum der LAG’s. Synergieeffekte werden ebenso genutzt wie auch gemeinsame Interessenvertretung für die Belange der in der Gedenkstättenarbeit regional und landesweit.

Dieter Burgard zieht eine positive Zwischenbilanz und verweist auf die Fortschritte und Impulse aus der LAG. Die Novellierung des Archivgesetzes, die Kartierung und Pflegeanleitung von jüdischen Friedhöfen,  die Stärkung von Lernorten, die Unterstützung von Projekten, so der Gedenkstätte in Neustadt und Laufersweiler und der Aufarbeitung der Krankenmorde sowie zahlreiche Initiativen zu Stolpersteinen, Informations-und Mahntafeln und die Herausgabe von Literatur und Filmen. Erinnerungsarbeit ohne Zeitzeugen der Verfolgung und mit modernen, digitalen Mitteln unterstützte die LAG ( www.lagrlp.de ).

Durch die Landespolitik war es möglich, auch die Demokratieerziehung, die Erinnerungsarbeit jüngeren Menschen zu vermitteln und gegen Extremismus in Lehrplänen, Verordnungen und Haushaltstiteln zu fixieren. So bietet auch die ehemalige Synagoge Niederzissen gemeinsam mit dem pädagogischen Landesinstitut Lehrerfortbildung an. Für den Kultur- und Heimatverein Niederzissen ist es eine besonderes und wichtiges Anliegen, junge Menschen, Schulklassen und kirchliche Gruppen vor Ort zu unterrichten und zu zeigen, was eine menschenverachtende Ideologie anrichten kann. Erinnern und dadurch lernen für die Zukunft ist in Niederzissen gängige Praxis. Dazu dienen auch die digitalen Angebote unter www.ehem-synagoge-niederzissen.de.

Opfergruppen der NS-Diktatur, die in Vergessenheit geraten ist, wie Homosexuelle, Sinti, politisch Andersdenkende, sogenannte „Asoziale“ und Kranke müssen, so Dieter Burgard noch stärker ins Bewusstsein und die Forschung Eingang finden. Die 2. und 3. Nachkriegsgeneration macht sich verstärkt auf Spurensuche ihrer Vorfahren und sie sind dankbar für das Gedenken und Mahnen vor Ort. So ist die Arbeit oft auch grenzüberschreitend.

Hoffnungsvoll ist, dass Kommunen und Landkreise, der Bezirksverband und der Landtag Erinnerungsarbeit auch als ihre Aufgabe begreifen und das Ehrenamt mit ihrer Lobbyarbeit unterstützen. Ein hervorragendes Beispiel dafür ist die Premiumförderung der Digitalisierung der jüdischen Geschichte, des jüdischen Lebens einst und jetzt in Niederzissen und im Brohltal durch das europäische Leaderprogramm und des dafür erforderlichen Internetportals durch den Landschaftsverband Rheinland.

Wichtiger Partner und Unterstützer in Rheinland-Pfalz ist die Landeszentrale für politische Bildung mit den staatlichen Institutionen in Osthofen und Hinzert. Die pädagogische Arbeit in diesem Feld ist in der Pandemiezeit erschwert, doch neue Wege werden verstärkt genutzt und das Interesse ist in den Jahren stetig gestiegen. Dort und bei einigen Universitäten sind die digitalen Rundgänge und Schaudepots der Niederzissener Synagoge erfolgreich verlinkt. Auch dies verstärkt 20 Jahre Erinnerungsarbeit der LAG für eine friedvolle Zukunft mit Respekt vor allen Menschen.

Bilduntertext:

Vorstandsmitglied Brigitte Decker (Bildmitte hinten) vertrat den Kultur- und Heimatverein Niederzissen bei der letzten Präsenzmitgliederversammlung der LAG im Dezember 2019 in Mainz (Foto LAG).