Französischer Flair in der ehemaligen Synagoge

Mit der aus Mainz kommenden fünfköpfigen Formation Nid de Poule, Hühnernest, erlebten die Besucher in der ehemaligen Synagoge Niederzissen erneut ein Konzert der Extraklasse im Veranstaltungsreigen des örtlichen Kultur- und Heimatvereins.

Mit überwiegend eigenen Texten, Kompositionen und Arrangements französischer Chansons im Gipsy-Swing Stil mit einer leichten Prise Jazz sprang der Funke schnell über auf die begeisterten Zuhörer. Gleich zu Beginn und während des ganzen Konzertes erreichte der Kontrabassspieler Jürgen Dorn mit seinen launischen Kommentaren zu den einzelnen, teils bei Reisen in Frankreich spontan entstandenen Musikstücken, wie „On passe la nuit claire à boire“ am Ufer der Loire, die Herzen der Zuhörer und zog sie auch mit vorwärtstreibende Kontrabasslinien, virtuosen Soli und trommelnden Tönen in seinen Bann. Dr. Frank Zinkant ließ als brillanter Rhythmusgitarrist sowohl als Solist, als auch gemeinsam mit Gerd Rentschler an der Gipsygitarre die Atmosphäre der Pariser Jazzclubs der dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts aufleben. Dieses beschwingende Gefühl, gepaart mit Energie und Kraft verkörperte Bille Klingspor mit ihrem Gesang. Sie schien, wie das ganze Ensemble, schwerelos zu schweben und erfreute die Besucher mit ihrer klaren Stimme voll tiefer Melancholie bis hin zu ansteckender Lebensfreude, wie beim Chanson „Je ne veux pas travailler“, ich will nicht arbeiten, sondern leben.

Beindruckend und nachdenklich zugleich präsentierten das Ensemble ein Lied der Freiheit „Ma liberté cherie“, über die am 15. November 1943 in Belgien als einzige in einem Konzentrationslager gegründeten Freimaurerloge in der Zeit des zweiten Weltkriegs.

Die Fünfte im Bunde, Almut Schwab, ist in der ehemaligen Synagoge bereits eine bekannte Größe im Niederzissener Konzertreigen und begeisterte erneut bei ihrem jetzigen achten Auftritt mit ihrem Akkordeon und gekonntem Querflötenspiel bei melancholischen sodann beschwingten Tönen und mehrfachem virtuosen Wechsel mit dem Akkordeon. Wie der Vorsitzende des Kultur- und Heimatvereins Richard Keuler verriet, wird Almut Schwab im kommenden Jahr am 07. Oktober mit der Formation Klezmers Techter erneut in Niederzissen ein Klezmerkonzert geben.

Nid de Poule, vor acht Jahren als Experiment auf bislang unbekanntem Terrain entstanden, erwies sich auch in Niederzissen als Erfolgsrezept. Bis hin zu den drei Zugaben war die Freude zu spüren, mit der Musikerinnen und Musiker ihre Potenziale voll ausschöpfen, dabei die Besucher zum Mitsingen animierten und auf eine Reise durch die Welt der Gefühle mitnehmen.

Bilduntertext: von links nach rechts: Jürgen Dorn, Kontrabass, Gerd Rentschler, Gitarre Bille Klingspor, Gesang, Dr. Frank Zinkat, Gitarre und Almut Schwab, Akkordeon und Querflöte. Foto: KuHV Niederzissen