Streicher begeistern in der Synagoge

Das Konzert hatte im Vorfeld auf Messers Schneide gestanden

Mit Hillel Zori (Violoncello), weltberühmtem Musikprofessor aus Tel Aviv und den Stipendiaten der Villa Musica, Valentina Paetsch (Geige) aus Lugano und Claudio Lauretti (Bratsche) aus Palermo erlebten die Zuhörer einen außergewöhnlichen Start der diesjährigen Konzertreihe in der ehemaligen Synagoge. Dies auch deshalb, da durch ein Missgeschick beim vorherigen Stimmen des Klaviers und dessen Ausfall das Konzert auf Messers Schneide stand. Es konnte jedoch durch kurzfristige Umstellung des Programms der drei exzellenten Musiker auf ein reines Streicherkonzert stattfinden.

Sie belohnten die Besucher im vollen Haus mit hervorragenden Musikdarbietungen und wuchsen über sich hinaus. So begann das Konzert mit Beethovens „Duett mit zwei obligaten Augengläsern“ für Bratsche und Violoncello und setzte sich fort mit einer Suite für Violoncello Solo von J. S. Bach, die heute zu den meistgespielten Kompositionen für ein solistisches Streichinstrument zählt, eindrucksvoll von Hillel Zori vorgetragen.

Ein weiterer Ohrenschmaus war die Sonate für Geige und Violoncello von Maurice Ravel zur Erinnerung an Claude Debussy, die, auch wegen der Pizzicatoelemente und den Tanzrhythmen, heute als eines der poetischsten Werke der Kammermusik Ravels zählt.

Mit launischen Worten führte Hillel Zori in das Duett des 1875 in Kiew geborenen und 1956 in Moskau verstorbenen Komponisten Reinhold Glier ein, der in der Sowjetunion ein angesehener Komponist war und ungeachtet aller musikalischer Umwälzungen traditionell in der Sprache der russischen Nationalromantik komponierte.

Nach einem Werk von Hillel Zoris Vater, spielten die Musiker seine eigene, 2018 entstandene „Fantasie für Streichertrio“, in der sich Bratsche, Geige und Cello eindrucksvoll, mal leise, mal forte in der Stimmführung abwechselten und sich gemeinsam zu einem furiosen Schluss steigerten.

Mit großem Beifall bedankten sich die die Konzertbesucher für das tolle Konzert, das nicht ohne eine eindrucksvolle Zugabe endete. Richard Keuler hob bei seinem Dank an die Interpreten die besondere Ehre hervor, die dieses Konzert für Niederzissen bedeutet. Die kleine Landsynagoge ist erneut, neben der Synagoge Wittlich und der neuen Mainzer Synagoge, Konzertstätte der Reihe „Musik in der Synagoge“ der Landesstiftung Villa Musica.

Bilduntertext: Valentina Paetsch (von links), Claudio Lauretti und Hillel Zori gestalteten in der ehem. Synagoge in Niederzissen ein eindrucksvolles Musikprogramm.

Rheinzeitung, 22. März 2023, Seite 23